Auf dem Weg zum Wasserstoff-Hub
Ägypten hat ein Ziel vor Augen: Bis 2040 möchte das am Roten Meer gelegene Land bis zu acht Prozent des globalen Marktes für grünen Wasserstoff beliefern und sich damit als internationaler Wasserstoff-Hub etablieren. Mit der nationalen Strategie für grünen Wasserstoff sind die Weichen bereits gestellt. Jetzt geht es darum, die Umsetzung voranzutreiben. Und die drängendsten Fragen zur Wasserstoffwirtschaft zu beantworten.
Genau das brachte im September 2025 politische Vertreter*innen aus Ägypten und Deutschland in Kairo zusammen. Dort nutzten die Energiepartner*innen die Gelegenheit, um konkrete Ansätze für eine erfolgreiche Wasserstoffwirtschaft und -produktion in Ägypten zu erarbeiten.
Im Mittelpunkt stand:
Wie lassen sich Wasserstoffprojekte effizient finanzieren?
Welche Strategien sorgen für ein ausgewogenes Risikomanagement?
Und wie können Infrastrukturbedarf und staatliche Vorgaben bestmöglich aufeinander abgestimmt werden, um Investitionen zu stärken und Innovationen zu fördern?
Wo Sonne und Wind die Zukunft gestalten
Ein Teil des ägyptischen Stroms stammt bereits aus erneuerbaren Quellen. Von Windparks am Roten Meer, wie dem Red Sea Wind Energy Park bis zum Solarpark Benban, der zu den weltgrößten Solarparks gehört. Durch solche Großprojekte werden bereits 12 Prozent grüner Strom in die Netze der ägyptischen Bevölkerung eingespeist.
Bis 2030 soll dieser Anteil deutlich wachsen. Auf 42 Prozent. Und Ägypten bringt dafür ideale Voraussetzungen mit: viel Sonne, wenig Niederschlag und überdurchschnittliche Winde entlang des Roten Meeres, in der Westwüste und im Golf von Suez. Diese sehr guten klimatischen Bedingungen machen Ägypten zu einem internationalen Knotenpunkt für erneuerbare Energien.
Die Produktion von Wind- und Sonnenenergie ist jedoch nicht nur für die Bevölkerung vor Ort wertvoll. Sondern sie schafft zugleich die Grundlage für grünen Wasserstoff.
Ägyptens Wasserstoffzukunft
Damit Ägypten sein Potenzial im globalen Wasserstoffmarkt ausschöpfen kann, müssen Finanzierung, Infrastruktur und Gesetzgebung ineinandergreifen. Dafür braucht es eine gesicherte Finanzierung, staatliche Investitionen in Infrastruktur, gezielte Förderprogramme und verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen vor Ort. So kann die Planungssicherheit entstehen, die Investoren langfristige Entscheidungen ermöglicht.
Ebenso entscheidend ist die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Politik. Denn gemeinsam können sie Finanzierungsmodelle entwickeln, die den Wasserstoffmarkt nachhaltig voranbringen.
Die Wasserstoff-Dialogplattform der Ägyptisch-Deutschen Grünen Wasserstoffpartnerschaft setzt genau hier an. Sie arbeitet dafür eng mit der Deutsch-Arabischen Auslandshandelskammer in Ägypten (AHK) und Fachpartnern, wie Chemonics Ägypten oder wie Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), zusammen. Gemeinsam vernetzen sie Verantwortliche aus Staat und Wirtschaft und bringen sie in einen aktiven Austausch.
In Workshops und Trainings wird dieser Austausch vertieft. Dort wird Wissen geteilt und gemeinsam an Lösungen gearbeitet, die alle Phasen der Wasserstoff-Wertschöpfungskette betreffen: von der Energiesystemplanung, zur Finanzierung bis hin zur Produktion.
Mindestens 260.000 Tonnen sollen zwischen 2027 bis 2033 nach Deutschland exportiert werden.
Mit diesen Lieferungen kann in Zukunft rund ein Zehntel des deutschen Jahresbedarfs an Ammoniak abgedeckt werden.
Exportchancen und Partnerschaft mit Deutschland
Ein wichtiger Schritt ist bereits gelungen: Das ägyptische Düngemittelunternehmen Fertiglobe erhielt gemeinsam mit dem Projektentwickler Scatec, der ägyptischen Unternehmensgruppe Orascom und dem Sovereign Fund of Egypt (TSFE) den Auftrag für die erste Lieferung grünes Ammoniak im Rahmen des H2Global-Förderprogrammes. H2Global zielt darauf ab, den internationalen Markt für grünen Wasserstoff zu stärken, indem sie Produzent*innen im Ausland direkt mit Abnehmern in Deutschland und Europa zusammenbringen. Ihr Ziel für Ägypten: die Produktion von mindestens 260.000 Tonnen grünes Ammoniak für den deutschen Markt. Grünes Ammoniak gilt als wichtiger Rohstoff auf dem Weg zur Klimaneutralität. Denn als Alternative zu fossiler Energie trägt er aktiv zur Reduktion von CO₂ bei und lässt sich vielseitig einsetzen. Exportiert werden soll dieser von 2027 bis 2033.
Zukunft und nächste Schritte
Mehr als 50 Milliarden Euro EU-Investitionen plant Ägypten für die Transformationen hin zum Wasserstoff-Hub ins Land zu holen. Diese Summe macht deutlich: Ägypten strebt eine umfassende Modernisierung seiner Industrie an. Und diese Modernisierung stärkt nicht nur wirtschaftliches Wachstum, sondern führt auch Beschäftigte in zukunftsfähige Berufe.
Diesen Übergang begleitet die Deutsch-Ägyptische Wasserstoffpartnerschaft. Sie hält den Dialog aufrecht und geht die zentralen Fragestellungen an. Nach dem Austausch im September, setzen die Partner*innen die Gespräche fort. Noch 2025 startet der nächste Workshop, der erneut alle Akteure an einen Tisch bringt.
Das Wissen aus den Trainings und Workshops bündelt die Energiepartnerschaft in einer Wasserstoff-Roadmap, die die notwendigen Arbeitsschritte, mögliche Szenarien und feste Etappenziele für Wasserstoffprojekte aufzeigt. Mit dieser Roadmap erhalten die Partner*innen praktisches Werkzeug an die Hand, mit dem Entscheidungen gut vorbereit und Chancen sowie Risiken schon vorab analysiert werden können.
Bis Ende 2026 entsteht damit ein klarer Fahrplan, der die Transformation hin zu einer starken, grünen Wasserstoffwirtschaft strukturiert begleitet. Von der Planung bis zur Produktion.
Heute arbeiten in Ägypten schon einige Zehntausend Menschen im Bereich der Erneuerbare Energien.
In den kommenden Jahren sollen mehr als 100.000 neue Jobs direkt in der Wasserstoffindustrie und angrenzenden Branchen entstehen.
Hinter den Kulissen: Einblicke in die Workshops
Energiepartner*innen